Neuer UBA-Richtwert für Acrolein – Bedeutung und Folgen für den Holzbau

Mit der Veröffentlichung neuer Innenraum-Richtwerte für Acrolein hat das Umweltbundesamt eine Diskussion ausgelöst, die der Artikel „Neuer UBA-Richtwert für Acrolein – ein Problem für den Holzbau?“ differenziert aufgreift und auch aus baubiologischer Sicht einordnet.

Die Autoren Prof. Dr. Ulrich M. Zissler, Dipl.-Ing. (FH) Waldemar Bothe und Bausachverständiger Karl-Heinz Weinisch hinterfragen, welche Bedeutung die neuen Innenraum-Richtwerte des Umweltbundesamtes für gesundes Bauen und den Holzbau haben. Der Artikel diskutiert die Bedeutung der neuen Werte für den Holzbau und stellt die wissenschaftliche Basis und praktische Umsetzbarkeit kritisch dar.

 

UBA-Richtwerte für Acrolein

Im April 2025 veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) neue Innenraum-Richtwerte für Acrolein, ein stark reizendes, flüchtiges Aldehyd, das vor allem bei unvollständigen Verbrennungen entsteht (z. B. Tabakrauch, Kochen, Kerzen, Kamine). 

• Richtwert I (Vorsorgewert): 6 µg/m³
• Richtwert II (Gefahrenschwelle): 12 µg/m³

Die Geruchsschwelle liegt bei etwa 8,4 µg/m³ – Acrolein wird meist wahrgenommen, bevor gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen erreicht sind. Auch Außenluft kann bereits höhere Werte aufweisen.

Holzbau im Fokus

Das UBA nennt den Holzhausbau als mögliche Quelle erhöhter Acrolein-Werte. Einzelne Messungen zeigten Konzentrationen zwischen 4 und 51 µg/m³, während andere Gebäudetypen bei 0,5–12 µg/m³ lagen. Die Datenbasis ist jedoch nicht repräsentativ, da sie auf wenigen Messungen basiert, unterschiedliche Nutzungsbedingungen vorlagen und mögliche Beiträge aus Kochen oder Heizen unberücksichtigt bleiben.

Gesundheitliche Bewertung

Acrolein wirkt stark reizend auf Augen und Atemwege; chronische Effekte sind in niedrigen Konzentrationen bislang kaum erforscht. Unbehandeltes Naturholz emittiert keine relevanten Mengen – problematisch sind eher thermische Prozesse oder bestimmte Oberflächenbehandlungen.

Messprobleme

Es existiert derzeit kein standardisiertes Verfahren zur Messung von Acrolein in Innenräumen. Die frühere DIN ISO 16000-3 deckt diesen Stoff nicht mehr ab. Damit sind Messergebnisse schwer vergleichbar und rechtlich unsicher.

Die Messung auf dem Adsorbens Tenax TA kann aufgrund der hochreaktiven Eigenschaften und der Neigung zur Polymerisation oder Reaktion mit dem Adsorbens sowie der thermischen Instabilität, Verlusten bei der Probenahme und der Lagerung nur als Orientierung gelten.

Besser geeignet wäre das DNPH-Verfahren (z. B. auf Silica oder C18).  

Schieweck & Uhde (2021) empfehlen in Environmental Science: Processes & Impacts zur Bestimmung von Acrolein (2 Propenal) die Probenahme mittels Adsorption an Graphitized Carbon Black (GCB) mit anschließender Thermodesorption und Analyse mit Gaschromatographie gekoppelt mit Massenspektrometrie (TD GC/MS).

Fazit und Empfehlungen

• Der Richtwert sollte nicht vorschnell als Grenzwert in Bauverträgen übernommen werden.
• Emissionsmessungen müssen fachgerecht geplant und interpretiert werden.
• Lüftungskonzepte und emissionsarme Materialien sind entscheidend.
• Die Branche sollte an der Entwicklung geeigneter Messverfahren mitwirken.

Der neue UBA-Richtwert ist ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsvorsorge, aber in der Anwendung noch unsicher. Solange keine standardisierten Messverfahren und belastbaren Daten vorliegen, sollte der Holzbau nicht pauschal als Acroleinquelle gelten. Bei sachgerechter Planung und Lüftung bleibt der Holzbau eine gesunde und nachhaltige Bauweise.


zum Artikel: „Neuer UBA-Richtwert für Acrolein – ein Problem für den Holzbau?“...  
Quelle: Informationsdienst Holz – Holz & Raumluft (2025)

 

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