Stellungnahme des Verband Baubiologie zu Harmonisier- und Entstörprodukten

Wer's glaubt wird selig.

Wir sagen „Nein“ zu sog. Harmonisier- und Entstörprodukten

Zahlreiche sog. Harmonisier- und Entstörprodukte sind im Handel erhältlich. Sie versprechen, z.B. elektromagnetische Strahlung von Handys, WLAN und anderen elektronischen Geräten zu neutralisieren, zu harmonisieren oder sie in eine harmonische und gesundheitsförderliche Strahlung umzuwandeln.

Einige Produkte sollen auch die Wasserqualität verbessern, die Luftfeuchte regulieren, den Benzinverbrauch senken und Mikroorganismen sowie verschiedenste Schadstoffe, sogar bis hin zu Autoabgasen neutralisieren können. 

Die genauen Versprechungen können je nach Hersteller variieren, aber im Allgemeinen sollen diese Produkte ohne weiteres Zutun physikalische, chemische oder mikrobielle Umweltbelastungen neutralisieren, harmonisieren, umwandeln oder umlenken und somit das Wohlbefinden der Nutzer verbessern und ein etwaiges gesundheitliches Risiko verringern oder eliminieren.

Der Verband Baubiologie e.V. lehnt die Verwendung, die Empfehlung und den Vertrieb sogenannter Harmonier- und Entstörprodukte ausdrücklich ab. Dies ist explizit in unserer Satzung, §4 (3) Verbands-Manifest festgelegt.

Wolfgang Maes (✝ 2019) Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender des Verband Baubiologie hat in seinem Buch „Stress durch Strom und Strahlung“ mehrere ausführliche Artikel über seine baubiologischen und messtechnischen Erfahrungen mit Entstörprodukten veröffentlicht. Im Fazit kommt er nach 30 Jahren Berufserfahrung zu der Erkenntnis, dass die Produkte mehr mit Glauben zu tun haben, denn mit Wirksamkeit. Im Gegenteil können einige Produkte die Situation sogar verschlimmern, indem sie messtechnisch nachweisbare Felder schaffen, wo vorher gar keine waren.

Der Autor stellt auf seiner Webseite www.maes.de u.a. im Beitrag "Entstörprodukte gegen Elektrosmog: Wer's glaubt, wird selig..." zur Verfügung. Das Buch „Stress durch Strom und Strahlung“ kann beim Institut für Baubiologie+Nachhaltigkeit IBN erworben werden.

Baubiologische Lösungen für ein gesundes Wohnumfeld

Baubiologen im VB orientieren sich bei der Erkennung, Erfassung und Bewertung von Umweltbelastungen in Innenräumen an Leitlinien und Standards, wie z.B. den 25 Leitlinien der Baubiologie und dem Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM) nebst dessen Richtwerten und Leitsätzen. Der Maßstab der baubiologischen Messtechnik ist die Natur, das bedeutet, uns Baubiologen geht es darum, die elektromagnetischen, geologischen oder sonstigen Risikofaktoren messtechnisch festzustellen, um sie dann ursächlich und gezielt angehen, beseitigen, ausschalten, abschirmen oder sonst wie eliminieren, reduzieren oder ihnen ausweichen zu können. Im Vordergrund steht für uns daher das verantwortungsbewusste Erkennen und Sanieren der Ursache(n), nicht deren fragwürdige Entstörung bzw. Harmonisierung unter gleichzeitiger messtechnisch nachweislicher Beibehaltung der unnatürlichen Störeinflüsse wie Feldstärke, Frequenz, Modulation und vielen anderen gesundheitsschädlichen Risikofaktoren.

Was sagen Wissenschaftler?

Interessant ist in diesem Zusammenhang der im Jahr 2019 publizierte Fachartikel von einem der weltweit renommiertesten und meistzitierten Mobilfunkwissenschaftler, Dr. Dimitris J. Panagopoulos (Universität Athen): D.J. Panagopoulos et al: “Shielding methods and products against man-made Electromagnetic Fields: Protection versus risk”, In: Science of the Total Environment 667 (2019) 255–262.

Die relevanten Auszüge aus diesem Fachartikel haben wir aus dem Englischen mit Unterstützung von www.DeepL.com/Translator) übersetzt.

„4.2. Abschirmung gegen EMF-emittierende Geräte

In jüngster Zeit ist eine Vielzahl von Produkten auf dem Markt erschienen, die als "Gesundheitschips", "EMF-Strahlungsschutzchips", "Mobiltelefon-Schutzschilde" usw. bezeichnet werden und angeblich die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Mobiltelefonen verringern, indem sie "die Strahlungswerte reduzieren" oder "die Gradienten der Magnetfelder verringern" oder "die Spitzen glätten" oder "die Strahlung in eine Form umwandeln, die keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen hat", oder "die schädlichen Auswirkungen von EMF umwandeln und neutralisieren, indem sie ein Schutzfeld ausstrahlen, wenn sie direkt auf den Geräten angebracht werden" usw.

Diese werden in der Regel in Form von Aufklebern (selbstklebenden Chips) angeboten, die die Nutzer auf ihre Mobiltelefone und andere elektronische Geräte kleben sollen, um sie angeblich vor der von diesen Geräten ausgehenden Strahlung zu schützen. Dies scheint wissenschaftlich nicht erklärbar zu sein.

Man kann die Strahlung (Frequenz, Wellenform) nicht mehr verändern, wenn sie von einem Gerät ausgestrahlt wird. Man kann sie nur abschwächen (ihre Intensität verringern). Eine Änderung wäre nur durch eine Änderung der elektronischen Schaltkreise in den Geräten möglich. Selbst wenn dies bei diesen Produkten der Fall wäre, was nicht der Fall ist, würde das Gerät (Mobiltelefon usw.), sobald das ausgesendete Signal verändert oder abgeschwächt wird, seine Fähigkeit verlieren, sich mit dem Netz zu verbinden und zu kommunizieren. Wenn man das Signal einfach abschwächt, ohne es zu verändern, was möglich ist, hat das Mobiltelefon wiederum Schwierigkeiten, eine Verbindung mit den Basisantennen herzustellen, und sendet automatisch ein stärkeres Signal/eine stärkere Strahlung aus, um eine Verbindung herzustellen/zu kommunizieren

(Panagopoulos, 2011). Aus diesem Grund ist es gefährlich, das Mobiltelefon in einer Metallbox/ einer Metallhülle/ einem Metallholster usw. zu verstauen, um es an der Kleidung/am Körper zu tragen, während es eingeschaltet ist. Ein solches Produkt schwächt das eingehende Signal ab und dadurch wird die Konnektivität des Mobiltelefons abgeschwächt. Je geringer die Konnektivität ist, desto stärker wird die Emission des Geräts, um eine Verbindung mit dem Mobilfunknetz herstellen zu können. Daher macht es kaum Sinn, dass das Aufkleben eines Aufklebers / eines selbstklebenden Chips auf ein Mobiltelefon oder ein anderes elektronisches Gerät eine schützende Wirkung auf den Benutzer haben soll.

Im Gegenteil, es kann das Risiko erhöhen. Wie bei Metallflächen an Wänden können auch metallische Aufkleber auf Mobiltelefonen und anderen EMF-emittierenden Geräten die Exposition aufgrund von "Eckeneffekten" und Interferenzen an unvorhersehbaren Stellen erhöhen. Daher sollten sie vermieden werden. Kürzlich gab es eine einzelne Studie, in der berichtet wurde, dass die Verwendung eines Chips auf dem Mobiltelefon eine schützende Wirkung auf Veränderungen im menschlichen EEG hat, die durch das Mobiltelefon ohne Chip induziert werden (Henz et al., 2018). Diese Studie zeigt ihre Ergebnisse nicht in Zahlen, sondern nur in Bildern, die nicht ausreichend erklärt werden. Außerdem enthält die Studie keine EMF-Messungen der Handy-Emissionen mit und ohne Chip, keine wissenschaftliche Beschreibung, wie der Chip funktioniert, und keinen Versuch, einen Mechanismus zu beschreiben, wie der Chip eine Schutzwirkung ausübt. Eine Anfrage von uns bei der Herstellerfirma des Chips, über den in dieser Studie berichtet wurde, blieb unbeantwortet.

Es müssen weitere Studien durchgeführt werden, die alle oben genannten offenen Fragen klären, bevor solche Produkte jemals zum Schutz empfohlen werden können, insbesondere angesichts des offensichtlichen Fehlens einer möglichen wissenschaftlichen Erklärung für die berichtete Schutzwirkung.“

Baubiologie Magazin

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